Tschüss Tatort

Ich hab es wirklich probiert. Ich wollte wieder anknüpfen an die Zeit, als ich Sonntagsabend voll Spannung auf den Tatort gewartet habe um damit mein Wochenende schön und spannend ausklingen zu lassen. Erst dachte ich ja, das funktioniert nicht mehr, weil Krimis schauen nur zu mehrt Spass macht und ich jetzt allein schau. Aber auch mit Begleitung kam schon seit geraumer Zeit keine Freude beim Blick in die Glotze auf. Und seit heute weiß ich auch warum. Der Tatort passt einfach nicht mehr zu mir. Entweder hab ich mich zu sehr verändert oder, was ich vielmehr vermute, er ist einfach viel zu schlecht geworden.

Vor ein paar Wochen habe ich noch die gesamte Sendung durchgehalten, obwohl mir die mit Willkür gepaarten Heldenallüren des im Bergschacht eingeschlossenen Kommissars zutiefst zuwider liefen. Ich finde es kann nicht angehen, dass eine Person, die sich nicht als Polizist ausweisen kann im eingstürzten Schacht Befragungen auf Vorladung insziniert. Erinnert sich einer der Autoren vielleicht mal daran, dass Deutschland noch ein Rechstaat ist? Wahrscheinlich nicht, denn der vermeintliche Polizist ohne Ausweis, darf im Laufe der obskuren Befragung körperliche Gewalt gegen einen Verdächtigen einsetzen, ohne dass dieser Folteransatz auch nur im geringsten kritisch betrachtet würde.

Nun aber heute kam ich nicht umhin nach ungefähr 10 Minuten Fernsehgenuss ganz fest auf Aus zu drücken und mich beherzt an meine Tastatur zu setzen. Der Kommissar, der einen vermeintlichen Serienmörder verfolgt, findet eine Spur, die zu Kontaktanzeigen in Zeitungen führt. Wie es sich für einen fleissigen TV-Gesetzeshüter gehört, soll in diesem Bereich auch weiter ermittelt werden und der Kommissar spricht beim zuständigen Redakteur der Anzeigenabteilung einer Zeitung vor. Dieser verwehrt sich mit Bezug auf den Datenschutz aber dagegen, dem Kommissar ohne richterliche Anordnung Zugriff auf das Anzeigenarchiv zu gewähren. Soweit gibt es nichts zu beanstanden. Es scheint, als hätte die Tatort Redaktion sich zurück zu den rechstaatlichen Wurzeln ihres Themas besonnen. Aber weit gefehlt: Der Kommissar sieht es gar nichtsich durch ein solch umständliches Verfahren aufhalten zu lassen und verschafft sich durch die Drohung den Redakteuer beim Leiter der Zeitung zu diskreditieren und das Blatt negativ auf einer Pressekonferenz zu erwähnen Zugriff auf dessen Computer und damit die gesamte Anzeigendatenbank. Natürlich muss er dann auch direkt die Nacht durcharbeiten und bleibt so allein mit vollem Zugriff auf die Daten.

Nein Danke! Das muss ich mir echt nicht antun. Ich mein hey genau gegen soetwas bin ich gestern auf die überaus erfolgreiche Demo gegen Vorratsdatenspeicherung etc. gegangen. Für mich wars das erstmal mit dem Tatort. Und irgendwie muss ich mich ich doch glaub ich auch Marcel Reich-Ranicki anschließen und festestellen, dass das deutsche Fernsehen auf einem erbärmlichen Niveau ist.